Durch eine lange Strecke leuchtendes Blau gehen Sie, wenn Sie in der Metro-Station Toledo aus dem Wagen steigen und über die Rolltreppen
ans Tageslicht hochfahren. Sie kommen an auf der belebten Via Toledo, in Neapels Zentrum.

Die folgende Fotostrecke führt Sie von der Ankunft im Tunnel ans Tageslicht-
streichen Sie mit dem Cursor über ein Bild, erscheint unter dem Bilde die Legende:

Diese Anlage ganz in BLAU, in der wir wie Fische aus der Tiefe des Meeres langsam an die Wasseroberfläche tauchen, hat der catalanische Architekt und Künstler  Oscar Tusquets gestaltet. Die blauen Flächen sind aus Mosaiksteinchen von Bisazza gesetzt, mit Kunstlicht beleuchtet.

Die aneinander gereihten Licht-Boxen, die uns im langen Gang mit den Bildern des leicht bewegten Meeres umspülen, stammen von Bob Wilson.

Auftauchen

Wir sind immer noch in der Schicht des Wassers. Es wird heller. Wir bemerken einen abrupten Farbe-und Materialwechsel. Sand- und erdfarbene Keramikplatten künden uns an, dass wir auf der festen, strukturierten Erdoberfläche ankommen. Die Decke über uns ist schwarz mit amorphen weissen Formen durchsetzt.  Hier schaut uns ein Stück Tuffsteinmauer an, vor uns dehnt sich eine lange Wand. Sie ist überzogen von einem feinen Mosaikbild, wie auf Bildern aus den Villen und Thermen von Pompeji. Solche sind im Museo Nazionale ausgestellt, gerade um die Ecke.

Dargestellt sind Schattenfiguren: wir erkennen eine Frau, sie schlägt das tammurro. Ein Mann hat einen Turm von tammurri auf seinem Kopf gestapelt.
Ein Zirkel hat einen Kopf und ein Bein. Ein riesenhafter Baummann oder Atlas stürzt auf San Gennaro zu. Er ist der  Stadtheilige. Auf seinem Gewand lesen wir eine Melodie. Nach San Gennaro der Vesuv; wieder einmal stoppt San Gennaro einen Vulkanausbruch.

Ein weiteres Mosaikbild ist über der Rolltreppe angebracht. Zwei Männer schieben einen Karren voller Gerümpel weg. Es sind die Überbleibsel der verunglückten Revolution aus dem Jahr 1799, Geschichte Neapels.

Alle Figuren haben mit Geschichte, mit Neapel und mit der Welt zu tun, seit der Römerzeit. Es braucht etwas Geduld, die Figuren zu erkennen und zu verstehen. Doch da ist eine Legende, rechts an der Wand. Ein roter Faden verbindet sie alle miteinander. Stücke von Stadtplänen füllen Zwischenräume.

William Kentridge, namhafter Künstler in Johannesburg, gestaltet in der Technik des Mosaiks den Lauf der Geschichte, ganz  aktuell. Ein ähnliches, jedoch vergängliches Werk sehen Sie auf einer langen Mauer am Tiber in Rom.

 

 

Schon sind wir draussen im lebendigen Menschenstrom, der die Via Toledo hinauf – und hinabströmt, im gleissenden Sonnenlicht. Draussen auf der Via Diaz begrüsst uns der cavaliere Toledo, auch von William Kentridge:

il cavaliere Toledo, von William Kentridge

Wir sind am Ende der Reise vom Meeresgrund zur Meeresoberfläche auf die feste Erde, sie dauerte vielleicht sieben Minuten.

Wir kommen soeben aus dem“Museo obbligatorio“: 2006 wude damit begonnen, die Gestaltung aller Stationen der Metro Nr. 1 in die Hand zeitgenössischer Architekten und Künstler zu geben. 2012 wurde die Station Toledo eingeweiht.

Egal ob Sie schnell oder beschaulich unterwegs sind, ärgerlich, glücklich oder traurig, Sie gehen durch diese gestaltete Welt, wenn Sie die Metro linea 1 benutzen.
Die stazione Toledo gilt im Moment als die Schönste unter allen, wenn nicht gar als die schönste gestaltete Metrostation Europas.

Haben Sie Lust,  diese Welt und noch viel mehr Neapel zu erleben?
Auf unserer geführten Reise für kleine Gruppen zu den „unbekannten Schätzen Neapels“, vom 5. – 12. Oktober hat es noch freie Plätze.

Besonderes Neapel oder Neapel ganz anders, 05. – 12.06. 2021