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Lecce
Italien


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  • Der Name Salento bezeichnet die südlichste Provinz Apuliens, das heisst den Absatz des „Stiefels“ oder Italiens.
    Seine Hauptstadt ist Lecce. Lecce lächelt einem zu: es ist der helle, zart gelbe Stein, aus dem alle Häuser und Paläste gebaut sind,
    viele geschmückt mit steinernen Engeln, Sirenen, Löwen- und Pferdeköpfen, Chimären, Blumen- und Früchteranken, im einzigartigen
    Lecceser Barock. Wir sind umgeben von hellem Licht und der heiteren Atmosphäre dieser Figuren, die die kompakte Altstadt beleben.

    Der Salento ist geologisch eine Kalkplatte, die lange knapp unter dem Meeresspiegel ruhte und genährt wurde von den sterblichen Hüllen der
    Krustentiere. Somit ist der Boden karstig, durchzogen von unterirdischen Wasserreservoiren, Bächen und auch Flüssen.
    Das machte den Salento zum Paradiesgarten, in dem alles wuchs und blühte. Die Römer liessen hier, wie auch im nördlicheren Apulien,
    fast in Monokultur Olivenbäume pflanzen, um aus den Oliven Öl für ihre Lampen zu gewinnen. Im letzten Jahrhundert wurde das apulische
    Olivenöl weltberühmt als Speiseöl, die Qualität der Früchte der oft mehr als tausendjährigen Bäume war unvergleichlich.

    Jetzt sind die Olivenbäume in Gefahr. Die Bauern suchen mit verschiedenen Methoden, die verheerende Auswirkung des Bakteriums Xylella fastidiosa einzugrenzen. Eine Wahl ist, wieder verschiedene Früchte-und Gemüsearten anzupflanzen und damit Artenvielfalt und Biodiversität
    zurückzubringen ins „Paradies“.

    Eigentlich reden wir von einer Halbinsel, umspült von der Adria im Osten und vom ionischen Meer im Süden und im Westen.
    Steinig und zum Teil bizarr felsig ist die Ostküste, und gerade darum äusserst beliebt bei Gästen aus aller Welt, im Sommer.
    Flach, fein sandig, auch da und dort karstig, ist die ionische Küste mit Stränden, die unseren Augen das Farbenspiel von tiefem
    Blau bis zum hellsten Türkis darbieten. In diesen Meeren  zu schwimmen ist für Wasserratten ein Traum.

    Das Landesinnere ist flach, überzogen von einem regelmässigen Netz von Städtchen mit zum Teil griechisch-maurischem Charakter:
    die Häuserzeilen ebenso wie die Einzelbauten sind ein- bis zweistöckig, mit Dachterrasse, meist weiss oder in sehr hellen Tönen getüncht.
    Doch dann überraschen die vielen Kastelle. Sie erzählen von der tausendjährigen Besetzung durch immer neue fremde Mächte: der Salento war seit der Zeit der Normannen (1117 – 1194 n.C.) Teil der verschiedenen Königreiche im Süden Italiens, deren Hauptstadt zuerst Palermo, dann Neapel war, ab der Herrschaft der Anjou 1264.

    Nicht nur aus dem Norden kamen die Eroberer und Einwanderer. Die erste nachgewiesene Kultur errichteten im Salento die Messaper,
    ein Volk, das aus dem illyrischen Raum stammen soll. In verschiedenen Wellen wurde der Salento von griechischen Stämmen besiedelt,
    deren Nachfahren noch heute griechisches Erbe bewahren in einer eigenen Sprache, dem Griko, und in der Musik, der Pizzica, das ist die salentinische Tarantella.

    Mönche aus frühchristlicher wie aus byzantinischer Zeit setzten übers Meer und gründeten hier Kirchen und Klöster. Heute bewundern wir ihre farbenprächtigen Fresken.

    Die Distanz zwischen Otranto, der östlichsten Spitze Italiens, und der albanischen Küste beträgt 60 km, da ist der Sprung übers Wasser klein und die Kulturen berühren sich. So leben im Salento auch viele Albaner, vor allem seit dem 15. Jahrhundert, als die Aragoneser die starken Albaner mit ihrem legendären Anführer Skanderbeg zu Hilfe holten, um aufständische Barone in die Knie zu zwingen.

    Etwas hat mich besonders berührt: Im Salento sind in Grotten wunderschöne Zeichnungen aus der Steinzeit gefunden worden, auch Figürchen, die an frühe Muttergottheiten erinnern. Wir finden ebenso Dolmen und Menhire, auch aus der frühen Menschheitsgeschichte.
    Die Grotten sind leider nicht öffentlich zugänglich.

    Eine Eigenheit Apuliens und gerade auch des Salento sind die Masserie. Das sind grosse Bauernhöfe, ummauert und mit Wehrtürmen ausgestattet. Sie sind heute oft zu luxuriösen Agriturismi und Hotels umgebaut. Hier werden wir verwöhnt mit herrlichen Speisen aus den frisch gesammelten und gepflückten Gemüsen, den Früchten, den Hülsenfrüchten und den wilden Kräutern, und natürlich den frischen Meeresfrüchten. Weinliebhaber geniessen den Negroamaro; er ist so lieblich im Gaumen wie das ganze Land um uns. Etwas rauer ist der Primitivo, und so charmant wie seinen Namen fanden wir beim Degustieren den Susumaniello.

    Es gibt so viel zu sehen und zu erleben im Salento, dieser kleine Bericht ist nur ein „Bild“ zum Einstieg.
    Gerne verweise ich nun auf die beigefügte Bildergalerie.

    Wir wurden glücklich umsorgt im Palazzo Bignami in Lecce, gerne empfehle ich deshalb dieses Juwel mit 10 Zimmern weiter.

    Beatrice Ruef, 31.12.2020