Wir, in Italien, am 24.08.2020

Mein Mann und ich reisten in diesem Sommer alleine in Italien.

Einmal mehr besuchten wir Neapel, auch die Costa Amalfitana.

Ich entdeckte Scala:

SCALA, das älteste Dorf der Costa Amalfitana

Haben Sie den Namen Scala auf der Costa Amalfitana schon einmal gehört oder gelesen?
Wohl kaum, denn von Scala spricht man kaum.

Scala ist der älteste Ort der Küste, ganz nah der berühmten Orte Ravello mit den Villen Rufolo und Cimbrone, und Amalfi mit dem strahlenden Andreas-Dom und dem paradiesischen Kreuzgang mit maurischem Einschlag. Amalfi war rund um 1100 eine der vier Seerepubliken im Mittelmeer, ganz stark.

Scala liegt hoch über Amalfi in den Hang geschmiegt, und hinter Ravello. Die Gemeinde ist ein Zusammenschluss von sechs Orten, verstreut über verschiedene Höhenlagen am steilen Hang der Monti Lattari. Immer noch bewegen sich Einheimische hier behende mit dem Maultier über die Treppen hinauf und hinunter. Von der piazza der Gemeinde Minuta aus sieht man direkt den Kirchturm von Amalfi und in die Bucht der kleinsten Gemeinde der Küste, Atrani. Spaziert man in Scala ist es, als ob man sich zugleich in Locarno (CH/TI) und in Arcegno (CH/TI) bewegte. Der weite Platz vor dem Dom von San Lorenzo, in Scala centro, ist umsäumt von herrschaftlichen Palazzi. Dahinter beginnen die scale, die Treppen, die steil den Hang hinan führen. Der Abstieg zum kleinen Platz vor der chiesa dell‘ Annunziata, im Dorfteil Minuta, führt über alte Steinpflaster und Stufen, wie wir sie aus Tessiner-Dörfern kennen.

In Scala die Geschichte einer grossen Liebe, die bis heute erzählt wird

In der Kirche von San Lorenzo, dem heutigen Dom, fand im Mittelalter die sagenhaft prunkvolle Hochzeit zwischen Marinella Rufolo aus Ravello und Antonio Coppola aus Scala statt. Sie sollte Frieden stiften zwischen den beiden heftig rivalisierenden Familien. Zwischen Marinella und Antonio entwickelte sich zu aller Erstaunen eine tiefe Liebe. Das Paar lebte glücklich mit seinen drei Söhnen. Ea begann eine friedliche Zeit. Doch als der Erbstreit um die Krone in Neapel ausbrach (1381), herrschte auch wieder Krieg zwischen den Familien. Rufolos und Coppolas unterstützten je die Gegenpartei. Man muss wissen, dass die Amalfitana zum Königreich Neapel gehörte, damals, und dass alle
noblen Familien von der Gunst des Königs oder der Königin abhingen.
Marinella hielt zu ihrem Mann Antonio. Er wurde zusammen mit einem seiner Söhne in einem Hinterhalt umgebracht.
Marinella blieb Antonio treu. Die beiden Liebenden sind im Dom von San Lorenzo in Scala begraben.
Noch heute spricht man von dieser Heirat dem Matrimonio Medievale, und man stellt sie in Szenen nach, an einem Fest im August.

 

Ausblicke und ein Spaziergang in Scala

Ich sitze bei einer frischen Limonade aus reinem Zitronensaft in der Bar, auf dem Platz hinter dem Dom San Lorenzo. Von hier aus sehe ich direkt hinüber zum Felssporn, auf dem Ravello angelegt ist. Ich sehe sogar die piazza, wo wir uns jeweils zur Besichtigung der Villa Rufolo versammeln, daneben den ausladenden Park der Villa Cimbrone. Von ihrem Belvedere aus geht der Blick aufs Meer in unendliche Weiten, da ist reines Kristallblau, es wechselt zwischen Saphir und Aquamarin. Die Limonade ist aus, auch die unvergleichlich feine torta della nonna ist verspiesen. Erfrischt steige ich erst hoch in Richtung Minuta, dann geht der Weg hinunter über alte Steintreppen zum kleinen Kirchplatz.

Von der äussersten Ecke des Platzes führt ein Weg hinunter zur Ruine der Kathedrale Sant‘ Eustachio in Pontone. Ein weiterer Weg führt durch ein grünes Tal, gesäumt von Wasserfällen und seltenem Farn nach Amalfi, eine Wohltat bei dieser Hitze (38°). Ich steige hinunter zu Sant’Eustachio. Die Wanderung durch das „Valle delle Ferriere“ behalte ich mir auf für den nächsten Besuch.

Sant’Eustachio erhebt sich strahlend, auf einem Felsvorsprung auf halbem Weg zwischen Minuta und dem unterhalb gelegenen Pontone. Auch als Ruine ist die Basilica imposant. Die Aussenfassade der Apsis, das ist der hoch aufragende Teil der Kirche, der noch steht, dieser Teil zeigt Dekorationen, die stark an den maurischen Baustil erinnern, auch an den Dom von Amalfi und an die Kirche in Caserta vecchia. Baustile wurden über die regen Kontakte auf dem Mittelmeer von Land zu Land getragen, und wie oben erwähnt: Amalfi war die mächtige Seerepublik, neben Genua, Pisa und Venedig.

Tourismus in Scala?

In den alten Häusern von Minuta entstehen Ferienwohnungen und B&B erster Klasse, mit Schwimmbassin, auch geeignet für Ferien mit Kindern. Scala bietet alles: atemberaubende Ausblicke aufs Meer und in die umliegenden Dörfer und Täler, malerische Spazierwege, Wanderwege in die Berge, ebenso zu den Ruinen der Rocca San Felice hoch über der Küste und über Amalfi, zu Sant’Eustachio und durch das Valle delle Ferriere nach Amalfi.   Bis jetzt liegt Scala abseits der Touristenströme, ein besonderer Ort, der die ganze Geschichte der Costa Amalfitana erzählt. Hier erholt man sich prächtig.
Der Besuch von Scala steht auf dem Programm der Reise „Besonderes Neapel“,  vom  5. – 12. Juni 2021.
Das Programm: Besonderes Neapel, Juni 2021 PDF

Beatrice Ruef, 12.11.2020